Wie kleine Gewohnheiten dein Leben verändern können
- Christopher Pfeiffer
- 30. Sept. 2024
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Okt. 2024
Einsichten aus James Clears "Atomic Habits"
Kleine, alltägliche Veränderungen sind der Schlüssel zu langfristigem Erfolg. Anstatt nur auf Durchbrüche zu setzen, solltest du auf ein System von Gewohnheiten bauen, das dich kontinuierlich verbessert. James Clear zeigt in Atomic Habits, wie unscheinbare Schritte den Unterschied ausmachen und unsere Identität formen.
Inhaltsverzeichnis
tl;dr
Durchschlagendes Handeln vs. Kleine Veränderung
Eine geringfügige Änderung Ihrer täglichen Gewohnheiten kann Ihr Leben an ein ganz anderes Ziel führen.
– James Clear
Wir neigen dazu, den großen, bahnbrechenden Momenten im Leben mehr Bedeutung beizumessen als den alltäglichen, kleinen Entscheidungen. Doch tatsächlich sind es oft die kleinen Gewohnheiten, die langfristig den größten Einfluss auf unser Leben haben. Die folgende Metapher macht diese These sehr anschaulich.
Stell dir vor, du planst eine Flugreise von Los Angeles nach New York. Kurz vor dem Start der Maschine ändert sich der Kurs des Flugzeugs um nur 3,5° Richtung Süden. Lange Zeit merkst du von dieser Kursänderung nichts. Doch spätestens beim Landeanflug stellst du fest, dass du nicht wie erwartet in New York, sondern in Washington D.C. angekommen bist. Diese kleine Kurskorrektur - kaum wahrnehmbar am Anfang - führt zu einer erheblichen Abweichung vom ursprünglichen Ziel.

Ebenso verhält es sich mit unseren Entscheidungen. Wir treffen jeden Tag so viele kleine Entscheidungen, die alle dazu beitragen, unseren Kurs zu setzen und auf lange Sicht bestimmen, wer wir sind.
Ein tägliches 30-minütiges Workout oder das Lernen einer Sprache mögen zunächst unwichtig erscheinen. Und auch unsere schlechten Gewohnheiten, wie ungesundes Essen oder das Aufschieben von Aufgaben, fallen erst einmal nicht auf. Erst wenn sie sich häufen, erkennen wir die Summe ihrer Ergebnisse und die damit einhergehenden tiefgreifenden Veränderungen.
Welche kleinen Gewohnheiten formen deinen Alltag? Welche von ihnen halten dich auf Kurs und welche bringen dich davon ab?
Die Wahrheit über Fortschritt
Erfolg ist das Produkt täglicher Gewohnheiten – nicht einmaliger Veränderungen.
– James Clear
Die meisten - wenn nicht alle - bahnbrechenden Augenblicke sind Ergebnis vieler kleiner Schritte voran, die diese Veränderung überhaupt erst möglich gemacht haben. Ein treffendes Beispiel ist Bambus. Fünf Jahre lang wächst er kaum sichtbar. Langsam aber stetig breitet er ein Netz an Wurzeln im Untergrund aus. Und auf einmal schießt er innerhalb von sechs Wochen gleich drei Meter in die Höhe.
Im Alltag verfallen wir jedoch häufig einem Trugschluss. Wenn wir mit irgendeinem Vorhaben in unserem Leben beginnen, sollte unserer Meinung nach Folgendes passieren: Linearer Fortschritt. Diese Vorstellung stimmt allerdings nicht mit der Realität überein. Wie auch beim Bambus braucht es Zeit, bis sich die Wurzeln einer Gewohnheit tief in uns verwurzelt haben. Die wirkungsvollsten Ergebnisse eines jeden Wachstums-Prozesses werden verzögert, daher ist Geduld gefragt. Ist ein gewisser Punkt erreicht, kommen die Früchte des Erfolgs zum Vorschein.

Genau so wirken Gewohnheiten. Am Anfang scheint es, als würden die kleinen Schritte kaum etwas bewirken – du trainierst seit Wochen und siehst keine Veränderung, du lernst täglich und es fühlt sich immer noch schwer an. An dieser Stelle scheitern die meisten Menschen und fallen in ihre alten Gewohnheiten zurück - auch aus Angst, womöglich das Falsche zu tun. Was es hier braucht, ist Geduld und Vertrauen darauf, dass jeder noch so kleine Schritt dich nach vorne bringt.
In welchen Bereichen deines Lebens möchtest du Fortschritte sehen? Was kannst du dafür tun und wie kannst du dich daran erinnern, geduldig zu bleiben? Wann hat es sich für dich schonmal gelohnt, geduldig an einer Sache bleiben?
Ziele vs. Systeme
Wenn Sie bessere Ergebnisse erzielen wollen, sollten Sie sich keine festen Ziele setzen, sondern sich lieber auf Ihr System konzentrieren.
– James Clear
Ziele zu setzen, ist weit verbreitet und motivierend. Doch Clear argumentiert, dass es besser ist, sich auf Systeme zu konzentrieren – also auf die Prozesse, die uns zu diesen Zielen führen. Ein Marathonläufer wird nicht nur durch das Ziel, den Marathon zu beenden, erfolgreich, sondern durch das Trainingssystem, das ihn fit macht. Ziele sind gut, um die Richtung vorzugeben, aber Systeme sind entscheidend für den Fortschritt.
Überlege dir selbst: Wenn du deine Ziele von nun an völlig ignorieren und dich nur auf dein System konzentrieren würdest, würdest du trotzdem Erfolg haben?
Clears Antwort auf diese Frage lautet "Ja". Es gibt nämlich einige Probleme, die damit einhergehen, sich nur auf seine Ziele zu konzentrieren:
Erfolgreiche und erfolglose Menschen haben dieselben Ziele
Das Erreichen eines Ziels verändert das Leben nur für einen bestimmten Moment
Ziele können zu einem Entweder-oder-Konflikt führen
Ziele passen nicht zu langfristigem Fortschritt
Ein Ziel setzt man sich, um ein Spiel zu gewinnen. Ein System dagegen baut man auf, um weiter im Spiel zu bleiben. [...] Es geht nicht um Einzelleistungen, sondern um einen Kreislauf kontinuierlicher Verbesserung.
- James Clear
Welches System könntest du verbessern? Welches tägliche oder wöchentliche Ritual könnte dir helfen, kontinuierlich Fortschritte zu machen, ohne dass du dich zu sehr auf das Endziel konzentrierst?
Ein System kleiner Gewohnheiten
Clear zeigt in Atomic Habits, dass Gewohnheiten als System betrachtet werden müssen. Sie sind nicht isoliert, sondern beeinflussen sich gegenseitig und formen unsere Identität.
Wenn es uns schwerfällt, uns gute Gewohnheiten anzueignen oder schlechte abzulegen, liegt das nicht daran, dass wir es nicht genug wollen oder nicht stark genug sind. Das System hält uns zurück. Deshalb muss für Veränderung das Gesamtsystem in Betracht gezogen werden. Wir unterscheiden zwischen drei Ebenen:
Ergebnisse – Was wir erreichen wollen (z.B. Abnehmen, eine Prüfung bestehen)
Prozesse – Was wir tun müssen (z.B. trainieren, lernen).
Identität – Wer wir sind (z.B. ein gesunder Mensch, ein lebenslang Lernender).
Dabei ist keine der Ebenen wichtiger als die andere. Sie sind alle Teil des Systems, das wir verändern wollen. Einen Unterschied macht lediglich die Richtung, aus der die Veränderung angestoßen wird.

Stell dir vor, jemand bekommt eine Zigarette angeboten und antwortet mit den Worten: "Nein danke, ich versuche weniger zu rauchen." Das klingt vernünftig, die Person sieht sich aber immer noch als Raucher. Das Verhalten ist resultatorientiert.

Jetzt stell dir vor, die Person antwortet mit den Worten: "Nein danke, ich rauche nicht."
Diese Aussage zeugt davon, dass sich die Identität dieser Person geändert hat und sie das Raucher-Ich hinter sich gelassen hat.
Eine tiefgreifende Veränderung geschieht nur, wenn du deine Identität änderst. Du wirst z.B. nicht abnehmen, weil du ein Ziel setzt, sondern weil du die Identität eines gesunden Menschen annimmst. Dabei ist zu beachten, dass das Resultat eine Identitätsänderung initiieren kann. Fest steht:
Die ultimative Form der intrinsischen Motivation erreicht man, wenn die Gewohnheit Teil der Identität wird.
- James Clear
Stell dir vor, es sei Jahresende und du und deine Kollegen feiert auf der Weihnachtsfeier das vergangene Jahr.
Für welche Erfolge – welcher Art auch immer – feiern dich die anderen? Womit konntest du sie überraschen?
Welche Schritte hast du unternommen, um das zu erreichen?
Wie würdest du dein zukünftiges Ich in 3 Adjektiven beschreiben?
In zwei Schritten die Identität verändern
Je stolzer Sie auf einen bestimmten Aspekt Ihrer Identität sind, desto größer Ihre Motivation, die damit verbundene Gewohnheit beizubehalten.
– James Clear
Clear zeigt, dass es zwei Schritte braucht, um die eigene Identität zu verändern:
Entscheide, was für ein Mensch du sein möchtest.
Beweise dir diese Identität regelmäßig durch kleine Erfolge.
Wenn du ein Läufer werden willst, beginnt das mit dem ersten Training. Jedes Mal, wenn du läufst, stärkst du deine Identität als Läufer. Das Ziel ist nicht nur, einen Marathon zu laufen, sondern ein Läufer zu werden. Das Ziel ist nicht 5 Kilo abzunehmen, sondern ein gesundes Vorbild zu werden.
Starte von deinem angestrebten Ziel und frage dich: “Was für ein Mensch könnte das erreichen?”
Leite daraus die Überzeugung ab: “Ich bin der Typ _____, der _____."
Frage dich regelmäßig: "Was würde ein _____ Mensch tun?”
Fazit
James Clear zeigt in Atomic Habits, dass der Schlüssel zu langfristigem Erfolg in den kleinen, täglichen Gewohnheiten liegt. Ziele setzen die Richtung, aber Systeme bestimmen den Fortschritt. Wenn du deine Identität änderst und dir durch kleine Schritte beweist, wer du sein möchtest, wirst du die größten Veränderungen erleben.
Was ist deine nächste kleine Veränderung?
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James Clear - Atomic Habits (Deutsch: Die 1% Methode)
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